Das Volk, 1956

Am 11.11. öffentliche Elferratssitzungen

Feierliche Einführung des Prinzen - Humorvolle Büttenredner mit tollen "Knüllern"
Trubel, Heiterkeit auf zwei Sälen

Heiligenstadt Der nächste Karneval soll - wie in unserer Zeitung bereits vor einiger Zeit gemeldet - nun auch bei uns in Heiligenstadt als großes Volksfest gefeiert werden. Die Vorbereitungen dazu sind schon seit längerem im Gange, und der Rat des Kreises, der Rat der Stadt, der FDGB, die FDJ und andere Organisationen und Institutionen hatben ihre Unterstützung zugesagt, damit dem ersten großen Heiligenstädter Karneval auch wirklich ein volles Gelingen beschieden wird. Vorgestern abend trat die Karnevalsgesellschaft wieder im "Deutschen Haus" zusammen und legte das Programm für den Karnevalsauftakt am 11.11. in unserer Kreisstadt fest. Auf zwei Sälen, in der Aula der Oberschule, am Bahnhof und im "Eichsfelder Hof", wird es am Abend des 11. November für unsere Bevölkerung schon den ersten tollen Wirbel gelben. In öffentlichen Sitzungen wird der Elferrat feierlich den Prinzen Kaneval einführen, begleitet von seiner in der Sitzung vorgestern abend ausgewählten Prinzengarde. Rudi Dröder und andere als humorvolle Unika bekannte Redner werden unter dem Tusch der Kapellen in die Bütt' steigen und eine Serie von "Knüllern" aus dem öffentlichen Leben unserer Stadt vom Stapel lassen, wobei mancher Bürokrat wegen seines Unvermögens oder seiner Starrheit oder seiner Großspurigkeit und trotz seiner Herzlosigkeit sicher einige Herzbeklemmungen bekommen dürfte. Das gleiche tritt gewiß auch bei manchem kleinen Sketsch (unsere Oberschüler beginnen schon fleißig zu üben) ein, denn dabei werden ebenfalls nicht länger zu duldende Mißstände und unerfüllt gebliebene Ankündigungen aufs Korn genommen. Natürlich wird dann auch nach fröhlichen Schlagermelodien getanzt und bis in die späte Nacht hinein Ausgelassenheit und Tolltät Trumpf sein. Der Konsum wird bei diesen Parallelveranstaltungen auf beiden Sälen für die nötigen geistigen Getränke sorgen. Auch die zur allmählichen Wiederherbeiführung des Gleichgewichts beim Gehen beitragenden belegten Brötchen und andere Stärkungen werden bereitgehalten. Kollege Artmann von der Oberschule griff gleich in der Versammlung zu Papier und Bleistift und zeichnete den ersten Entwurf für ein wirkungsvolles Ankündigungsplakat. Auch die Festplaketten wurden bei dieser Gelegenheit bereits ausgesucht, Kataloge mit Karnevalsorden gesichtet und Besprechungen über die Kostümierung geführt. Bedauert wurde, daß zu dieser Beratung trotz Einladung weder ein Vertreter des Rates des Kreises noch des Rates der Stadt gekommen waren. Mit dem Verkauf der Eintrittskarten (2,10 DM) für die Veranstaltungen am 11.11. wird schon in Kürze begonnen werden. Halten Sie sich rechtzeitig ran, denn die Säle haben nur ein begrenztes Fassungsvermögen!

Das Volk, Oktober 1956


Übermorgen steigen vier Möhrenkönige in die Bütt

Neuer Heiligenstädter Karnevalsschlager geboren

Ja, so ein Karneval bedarf gründlicher Vorbereitung. Daß es an dieser in Heiligenstadt nicht fehlt, bewies am vergangenen Sonnabend die umfangreiche Tischrunde im "Deutschen Haus". Sollten doch von den verantwortlichen, diesmal noch ernsten Narren, die letzten Dinge besprochen werden, die zum großen Büttenabend am nächsten Freitag notwendig sind. Man darf schon verraten, daß es ein ganz großer Abend werden wird, denn laut Programm steigen nicht weniger als vier närrische Möhrenkönige in die Bütt. Den Närrinnen und Narren, die das große Glück haben, eine Eintrittskarte zu ergattern, wird diesmal eine dolle Überraschung zuteil. Ein neuer Schlager ist geboren, und die Schöpfer, Kollegin Möllenberg und Kollege Hase vom Kreiskulturorchester, stehen in Witz, Humor und Einfallsreichtum den rheinischen Schlagerdichtern in keiner Weise nach. Ganz konnte man den Text ja nicht so schnell behalten, aber der Refrain, einfach großartig. Was sagen die Heiligenstädter närrischen Leute zu diesem Text:

Vom Iberg bis zum Dün,
ist alles bei uns grün.
Doch heute ist nur Blau beliebt,
weil's viel zu trinken gibt.
Drum fleißig eingeschenkt
und tüchtig rumgeschwenkt.
Der Neptun bringt uns dann nach Haus
und klopft die Oma 'raus.

Am besten ist's, wir lernen ihn bis zum Freitag, dann können wir mit musikalischer Begleitung unseres ganz auf Narretei eingestellten Kreiskulturorchesters gleich mitsingen. Doch auch noch andere Überraschungen werden für den notwendigen karnevalistischen Schwung sorgen. Nun noch schnell den Elferrat für den Freitag, denn mehr wollen wir nicht verraten vom närrischen Treiben. Zu den Elf gehören: Herr Eckardt, Herr Kreuzburg, Herr Stitz, Herr Lins I, Herr Lins II, Herr Weber, Herr Heddergott, Herr Pöhl, Herr Opfermann, Herr Bode, Herr Biel und Herr August Jünemann als Ersatzrat.

Das Volk, November 1956