Zweite Elferratssitzung im "Theater der Freundschaft"

Möhrenkönige im Angriff auf unsere Lachmuskeln

Schon bei der zweiten Strophe sangen alle mit - Faule "Witze" des Prinzen

Heiligenstadt. Zum zweiten Mal hatte am Freitag der Elferrat die Närrinnen und Narren zu einer Sitzung eingeladen, diesmal ins "Theater der Freundschaft", das bis zum letzten Platz gefüllt war. Fur die nötige Musik sorgte unser beliebtes Kreiskulturorchester, das vom Kollegen Ewald Haase dirigiert wurde. Vielleicht hatte sich mancher ein paar mehr Karnevalsschlager und Schunkelwalzer gewünscht, aber trotzdem paßte die dargebotene schmissige Musik durchaus in den Rahmen der Veranstaltung. Wenn auch die Stimmung am Anfang nur langsam "in Gang" kam, so war doch, als Fräulein Mollenberg und Herr Haase vom Kreiskulturorchester den von ihnen geschriebenen und komponierten neuen Karnevalsschlager vortrugen, der Bann sehr schnell gebrochen. Schon bei der zweiten Strophe sangen alle den Refrain mit, und der ganze Saal schunkelte nach der schönen Melodie. Das ist aber auch ein Karnevalsschlager, wie er sein muß: schnell zu lernen- der Text, leicht eingehende Melodie. Die Möhrenkönige, die an diesem Abend in die Bütt stiegen, unternahmen manchen erfolgreichen Angriff auf die Lachmuskeln der Zuhörer. Unter anderem gab Herr Josef Bode lustige Theatererlebnisse zum Besten, zwei ,,Kölner Jungs", Willi Müller und Lawine, begeisterten mit Köllschen Liedern und rheinischem Humor, Herr Willi Döring spießte mal wieder Heiligenstädter Narreteien auf, und Herr Rolf Scherze sang zum Vergnügen aller sein Lied ,,Aujuste, ach Aujuste". Besonders erwähnen möchten wir aus dem bunten Reigen der Büttenredner den "Onkel Jo Jo" (Georg Fromm), einen alten Heiligenstädter, der mit seinen in Eichsfelder Mundart vorgetragenen Witzen besonders gefiel. Er bewies, daB sich der Eichsfelder Humor nicht hinter dem rheinischen zu verstecken braucht. Den überaus reichen Beifall und die donnernde Rakete hatte sich. "Onkel Jo Jo" redlich verdient. Alles in allem zeigte der Abend, daß der Elferrat schon manches Talent in unserer Stadt entdeckt hat (sicher gibt es noch viel mehr) und daB nicht nur die Jugend, sondern auch viele aus der älteren Generation gern mitmachen, um unseren Karneval zu einem wirklichen Volksfest zu machen. Und da der Abend so gut gefallen hat, wird die Elferratssitzung am 26. Januar 1957 noch einmal wiederholt. Auf Grund des Andranges an der Kasse beim letzten Mal kann man jedem nur raten, sich rechtzeitig Eintrittskarten zu besorgen. Den Veranstaltern und einigen - Mitwirkenden aber möchten wir auch einen Rat geben: Manchen "Witz" - das gilt besonders fur den Prinzen Carl I. - sollte man vorher erst noch einmal überdenken, ob er auch wirklich treffend, oder ob er deplaciert ist.

Das Volk, November 1956