Thüringer Tageblatt, Februar 1958

    Heiligenstadt (TT). Feierlich eingeholt vom Elferrat und der Prinzengarde, wurde in dem großen Büttenabend in der Aula der Oberschule die Heiligenstädter Karnevalsprinzessin der Narrengemeinde vorgestellt. Der große Saal war wieder einmal bis auf den letzten Platz gefüllt, und viele fanden keinen Einlaß mehr. (Für sie wird der Abend am Sonntag, 9. Februar, wiederholt.) Und wenn auch bald das Thermometer in dem gut geheizten Saale bedenklich anstieg, wen kümmerte das, das Stimmungsbarometer kletterte noch weit höher und ließ bei den massierten Angriffen auf die Zwerchfelle alles andere vergessen. Erst kürzlich konnten wir feststellen, daß die Heiligenstädter Karnevalisten ihre Veranstaltungen zu steigern verstehen. Diesmal müssen wir ihnen bestätigen, daß dieser Abend mit Abstand der beste war, den sie bisher boten.
    Die versammelten Narren und Närrinnen wurden in ihrer Neugier, wer die Prinzessin Karneval 1958 ist, nicht lange auf die Folter gespannt. Schon zu Beginn erfolgte die feierliche Proklamierung durch den Präsidenten Bode, und die aparte Heiligenstädterin Margret Fietz versprach als Prinzessin Margret, nachdem sie von Prinz Theo I. mit einem Blumenstrauß begrüßt worden war, den Heiligenstädter Narren und Närrinnen ein huldvolles Regiment.
    Büttenreden, Schunkelwalzer und Karnevalsschlager (wieder gab es eine Weltpremiere eines Karnevalsliedes von Karl Heinz Krüger) am laufenden Band hielten die Narrengemeinde drei Stunden zusammen bis zum Höhepunkt, dem erneuten Auftreten der Scala- Girls, die in der Zwischenzeit nichts von ihrem Können eingebüßt haben. "Onkel Jojo" holte wieder aus seinem "Bittelchen vull Eichsfaell'r Schnurren und Schnozel" köstliche Dinge hervor, und diesmal erschien er sogar in Begleitung von "Vase Kathrin" (Frau Sophie Ludolph) - übrigens die erste Heiligenstädterin in der Bütt' - die mit einigen mundartlichen Gedichten von Martin Weinrich stürmischen Applaus erntete. Auch den Geist des Heiligenstädter Originals Dr. Mergel hatte man beschworen, er erschien im Engelsgewand (Präsident Bode) und fand sich "Genau wie damals" sofort wieder zwischen seinen Heiligenstädtern zurecht.
    Nun trennt uns nur noch kurze Zeit von den drei tollen Tagen. Sie werden von den Heiligenstädter Karnevalisten am 16. Februar mit einem Kostümfest im "Eichsfelder Hof" eröffnet; am Rosenmontag folgt der Rosenmontagszug schöner und besser noch als im vergangenen Jahre, dazu einige Überraschungen; abends die Veranstaltungen in der Aula der Oberschule und- im "Eichsfeider Hof", und schließlich beendet der Abschlußball im "Eichsfelder Hof" am Fastnachtsdienstag die diesjährige Karnevalssaison. Bis dahin "Helau"!

Thüringer Tageblatt, Februar 1958


Einzug der Karnevalsprinzessin

    Auf einem weiteren Büttenabend am morgigen Sonntag, der um 20 Uhr in der Aula der Oberschule beginnt, hält die Karnevalsprinzessin ihren festlichen Einzug. Den für den Humor in Heiligenstadt Verantwortlichen ist es gelungen, einem vielseitigen Wunsche entsprechend, eine Wiederholung des Auftritts der Skalagirls zu ermöglichen. Auch Büttenredner sind wieder bemüht, ihnen Freudentränen zu entlocken. Wie wir kurzfristig noch erfahren, soll schon wieder ein Karnevalsschlager vom Stapel laufen mit folgendem Refrain:
    Endlich, Kinder, endlich
    geht es richtig los.
    Diesmal wird der Fasching
    unbedingt ganz groß.
    Rechts am Arm ein Mädel,
    die linke hebt das Glas,
    und alles ruft im Chore:
    "Ein Prost dem edlen Naß!"
Den Karnevalisten ist zu empfehlen, diesen Text auszuschneiden, weil dieser Schlager ganz neu ist und in der • kurzen Zeit noch nicht bedruckt werden konnte.

Das Volk, Februar 1958