Heiligenstadt (TT). Präsident Bode vom Heiligenstädter Karnevalskomitee hatte recht mit der Feststellung, daß die närrische Gemeinde in Heiligenstadt von Jahr zu Jahr größer wird. Als sich am Rosenmontagnachmittag das Prinzenpaar zusammen mit dem Elferrat in feierlichem Aufzug von der Lindenallee durch die Ratsgasse zum Rathaus begab, blockierten Menschenmassen auf dem Marktplatz alle Zugangsstraßen, und die Heiligenstädter Hauptstraße, die Karl-Marx-Straße, war von der Bergstraße bis zum "Eichsfelder Hof" schwarz von Menschen. Ein derartiges Gewoge und Geschiebe faschingslauniger Närrinnen und Narren haben wir lange nicht in unserer Stadt gesehen. Fast alle Betriebe feierten, um ihren Angehörigen die Teilnahme am Narrentreiben und am "Spaß an der Freude" zu lassen.
    Nachdem am Sonntagabend im "Eichsfelder Hof" mit einem Masken- und Kostümball die Veranstaltungen der drei tollen Tage in Heiligenstadt eröffnet worden waren, nachdem bei dieser Gelegenheit auch Prinz Karl-Heinz I. zu seiner lieblichen Prinzessin Ursel I. kam, erfolgte am Rosenmontagmittag die Auffahrt des Prinzenpaares zur Prinzendeklaration und zur feierlichen Schlüsselübergabe durch den Rat der Stadt im traditionellen Prunk. Herolde hoch zu Roß eröffneten den Prinzenzug, der "Möhrenkönig" (ob es wohl wieder Jojo Fromm war?) repräsentierte in Würde in seinem Fahrzeug. Der närrischen Kapelle, dem Kreiskulturorchester mit bunten Kappen, folgte der Elferrat, dann die Prinzengarde und in der Staatskalesche das Prinzenpaar. Präsident Bode stellte der großen Heiligenstädter Narrenfamilie das Prinzenpaar vor. Als Gäste konnte er auch den Elferrat und das Prinzenpaar aus unserem Nachbarstaat Uderanien begrüßen. An Stelle des erkrankten Bürgermeisters übergab im Namen des Rates der Stadt der Leiter des Eichsfelder Heimatmuseums, Müller, Sr. Tollität Prinz Karl-Heinz I. in launigen aber auch mahnenden Worten den Schlüssel der Stadt zur unumschränkten närrischen Herrschaft. "Wer gut arbeitet, der darf auch gut feiern", rief Prinz Karl- Heinz, I. aus, als er das Zeichen seiner Herrschaftsgewalt übernahm.
    Höhepunkt der diesjährigen Heiligenstädter Fastnacht war der Rosenmontagszug, der von der Lindenallee durch die Friedrich-Engels-Straße und Karl-Marx-Straße zum "Eichsfelder Hof" führte. Auch hierbei machten die Vertreter des Uderaner Narrenstaates, Prinzenpaar und Elferrat mit. Besonders fielen die Prunkwagen der Prinzessin, die in meergrüner Robe auf ihrem Sessel thronte, und das ganz in weiß gehaltene Narrenschiff des Prinzen auf. Auch der Nachwuchs beteiligte sich in langem kostümierten Zuge mit seinem eigenen Prinzenpaar. Es waren leider nur wenige Festwagen, die von den Betrieben ausgestattet waren. Ständers Brauerei hatte den Justinus beordert, der das Bräu aus großem Fasse servierte. Zeitgemäß hatte der HO-Kreisbetrieb eine Weltraumstation ausgerüstet und präsentierte gleichzeitig den ersten Weltraumfahrer vom Eichsfeld. Die weitblickende Geschäftsleitung nahm die Gelegenheit zur Werbung von Fachkräften für das erste Expreß-Büfett auf dem Monde wahr. Mit dem Erholungsheim "Knast" erhob der VEB Kraftverkehr sehr ernst den Zeigefinger, indem er eindrucksvoll die Folgen des Mißbrauchs von Alkohol vor Augen stellte. Der versprochene Festwagen des Konsums war leider nicht rechtzeitig fertig geworden. Für ihn war aber doch im Festzug Platz ausgespart worden.
    Übermütiges Faschingstreiben herrschte dann am Abend in der Aula der Oberschule und in allen Räumen des "Eichsfelder Hof". Elferrat und Prinzenpaar zeigten sich huldvoll dem Volke. Auch am Dienstagabend schlugen beim Ausklang im Eichsfelder Hof noch einmal die Wogen der Lebensfreude haushoch, und dann trat mit dem Aschermittwoch wieder der Alltag in seine Rechte und zerblies das ganze Narrenreich wie eine Seifenblase!
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