Heiligenstadt (TT). Das ausgelassene närrische Treiben am Rosenmontag in Heiligenstadt, das seinen Höhepunkt in der feierlichen Übergabe der Stadtschlüssel durch den Bürgermeister an das Prinzenpaar und in dem anschließenden Rosenmontagszug hat, beginnt zur Tradition zu werden. Wieder sah man Tausende in den Straßen der Stadt, vor allem in der Karl- Marx- Straße und auf dem Marktplatz, in echter Faschingsstimmung, teilweise mit Masken und in Kostümen, daß sie sich zugehörig zum Narrenstaate fühlen und unter dem Zepter des Prinzenpaares die "drei tollen Tage" voll überschäumender Lebenslust feiern wollen. Der Rosenmontagszug fand in diesem Jahre erst um 16 Uhr statt, aus verschiedenen Gründen reichlich spät. Wir hoffen, daß diese zeitliche Verlegung nur einmalig war, und daß wir im nächsten Jahr wieder in den Mittagsstunden Proklamation und Rosenmontagszug erleben werden. Als sich kurz vor 16 Uhr der Prinzenzug, durch die Ratsgasse kommend, mit dem Eichsfelder Kulturorchester an der Spitze, dem Rathaus näherte, herrschte bereits drangvolle Enge in den Straßen rund um das Rathaus. Kein Fensterplatz war mehr frei, und die fröhliche Menge sang schunkelnd die bekannten Karnevalsschlager. Auf der Empore vor dem Rathaus übergab Unionsfreund Bürgermeister Jünemann - im feierlichen Schwarz mit Zylinder und Amtskette angetan - dem Prinzenpaar die Schlüssel der Stadt und damit die Regierungsgewalt im Narrenstaat der "drei tollen Tage". Hell leuchtete das blau- weiße Prinzenbanner mit der roten Möhre neben dem Prinzenpaar. In seiner Ansprache nannte Bürgermeister Jünemann Freude und Frohsinn die beste Medizin und ging mit gutem Beispiel voran, als Prinz Walther I. durch den Präsidenten Josef Bode allgemeine Kußfreiheit proklamierte. Die närrischen Gesetze, die dabei verkündet wurden, spießten manche Mißstände in närrischer Laune auf. Herzlich begrüßt wurde die Abordnung aus Uder, die mit Prinz Hansi I. und Prinzessin Traudel I. sowie dem gesamten Hofstaat, der Prinzengarde und dem Karnevalskomitee den Besuch der Möhrenkönige am Vortage in Uder erwiderte und auch am anschließenden Rosenmontagszug teilnahm. Herolde hoch zu Roß eröffneten den mit Spannung erwarteten Rosenmontagszug. Onkel Jojo war natürlich als "Möhrenkönig" in seiner Galakutsche wieder mit dabei. Aus dem Prinzenwagen - ein in weiß und blau gehaltenes Boot - warfen die Prinzenbegleiter in Massen Bonbons unter die Kinder. Auch das Karneval- Festkomitee der Stadt hatte einen eigenen Festwagen. Dem Eichsfelder Kulturorchester folgte die starke Abordnung aus Uder mit der Prinzengarde und den "roten Funken", sowie mit dem Uderschen Festkomitee. Ein Gedicht war der Wagen der im weißen Kleide thronenden Prinzessin. Eine große Margerite bildete den Hintergrund des Thronsessels. Ständers Brauerei machte mit ihrem Festwagen Reklame für das gute Eichsfeldbräu. Auch der Städtische Dienstleistungsbetrieb zeigte "Gurken", die von ihm noch repariert werden können. Die Pony- Bar der HO, die Einführung der "Mitropa" durch den Kraftverkehr am 1. April, der Klub der Ungeküßten, die Tankstelle für Sonntagsfahrer, das "Vorbeugen ist besser als Heilen!", der Wagen des Bekleidungswerkes, der auf die Hospitalstraße als Wasserstraße und einzige Zugangsstraße zu den Werkräumen hinwies, und schließlich Karl Weber mit seinem vorsintflutlichen Automodell aus dem Jahre 1910, sie alle waren dazu angetan, in lustiger Form und auf närrische Art gewisse Zustände anzuprangern, so wie man das unter der Narrenfreiheit tut.
Am Abend waren natürlich der "Eichsfelder Hof" und die Aula der Oberschule von tanzenden Närrinnen und Narren überfüllt. Sie alle feierten mit Begeisterung die diesjährige Fastnacht und suchten und fanden Entspannung und neue Kraft für die tägliche Arbeit. |