Unsere Möhrenkönige, die muß man erst versteh' n...Der HCV anno dazumal"Die Heiligenstädter für einen Karneval begeistern? Das ist nicht möglich, das gibt einen Reinfall!" So sagte man anno 1956, als bekannt wurde, daß die Gründung einer Karnevalgemeinschaft geplant sei. Trotz aller Voreingenommenheit und Unkerei, wurde die Karnevalgemeinschaft am 21. August 1956 in der Gastwirtschaft "Deutsches Haus" geboren. Um den Beweis zu erbringen, daß auch der Eichsfelder Humor besitzt, hatten mutige Männer trotz größter Schwierigkeiten und ohne jede finanzielle Unterstützung, den Start vorbereitet und mit der Arbeit begonnen.![]() Wie alles im Jahre 1957 begannDie erwähnten mutigen Männer waren seinerzeit: Josef Bode, der Schuster Oppermann, Fritz Weber, Georg Fromm, auch "JO-JO" genannt; August Jünemann, August Arend, Alois Kreuzburg, Karl Thieme, Hermann Lins, Freddy Beckmann, Alois Biehl, Karl Weber, Josef Heddergott, Hansi Lins und Erich Klatt. Am 11. November 1956 war es dann soweit: in der Aula der Oberschule am Bahnhof in Heiligenstadt und im "Eichsfelder Hof" fanden zum ersten Mal die Büttenabende statt, denen noch viele folgten, da die Veranstaltungen stets überfüllt waren, und die Nachfrage nach Karten sehr gross war. Lachend erinnert sich Senior- Präsident des HCV, Josef Bode, an den ersten Büttenabend in der Oberschule. Die ganze Mannschaft im Saal sass "trocken". Es gab keinen Ausschank. Vergönnt war es nur dem Elferat, ein Schlückchen Wein zu trinken. Bei aller Nüchternheit war die Stimmung famos. Im Vorfeld der Veranstaltungen wurden kleine Ansteckmöhren für 1 Mark verkauft, der Absatz war riesig, man finanzierte damit die Unkosten. Seine Tollität, Prinz Karl I. (der bekannte Heiligenstädter Rennfahrer Karl Weber) wurde an diesem Abend feierlich in sein Amt eingeführt und der erste Heiligenstädter Büttenmarsch von Willy Döring aus der Taufe gehoben. Begeistert sangen und schunkelten alle mit und schmunzelnd hörte man den Refrain: "Ja, ein jeder macht heut' mit, Fräulein Müller, Frau Meier, Herr Schmidt. Ob jung, ob alt, ob Mann, ob Frau! Miau, miau, miau!" Weitere Angriffe auf die Lachmuskeln folgten. Willy Döring spielte Heiligenstädter Narreteien auf, Rolf Schulze sang sein Lied "Auguste, ach Auguste" und "Onkel Jo-Jo" (Georg Fromm) ging in die Bütt. Das damalige Kreiskulturorchester hatte die musikalische Umrahmung übernommen, Fräulein Möllenberg und Herr Hase sangen den von ihnen komponierten Schlager: "Heiligenstadt feiert Karneval, der Einfall ist famos. Kommt alle her in unser Tal, dann wird das Fest grandios...". Und im Refrain sangen dann alle Närrinnen und Narren mit: "... drum fleissig eingeschenkt und tüchtig rumgeschwenkt. Der Neptun bringt uns dann nach Haus und klopft die Oma raus". "![]() Der Carneval bestand über einige Jahre. Prinzenpaare wie auch Umzüge gab es damals durch die Unterstützung staatliche Betriebe und z.T. auf staatliche Anordnung. Durch Reglementierungen und Zensuren der damaligen Partei und Staatsmacht, starb der Carneval in unserer Stadt. Wiedergeburt des Karneval 1994Es kam die Wiedervereinigung. Im Jahr 1993 wurde der Vorschlag an Bürgermeister Hr. Beck durch Hr. Alban Günther (er hatte Kontakt zu dem starken Carnevalsverein in Breitenworbis) herangetragen, in Heiligenstadt eine Sitzung durchzuführen. Die Carnevalisten waren auch bereit, Hilfe und Unterstützung bei einem Neubeginn in Heiligenstadt zu geben. So lief die erste Gastveranstaltung im Eichsfelder Kulturhaus mit großem Erfolg. Gekommen waren aber auch die Bürger, welche sich vorstellen konnten in einem solchen Verein mitzuarbeiten. Auf den Aufruf zum Mitmachen im "Heiligenstädter Stadtanzeiger" meldeten sich 16 Personen. Das war der Anfang. Am 22.03.1994 gründete sich der Heiligenstädter Carnevalsverein. Der neue HCV hatte in den "Mainzer Hof" eingeladen. 28 Personen waren gekommen. Zehn von ihnen wurden für eine Funktion vorgeschlagen. Ein Geschäftsführender Vorstand wurde gebildet, der sich nach dem Osterfest konstituierte. Vier Mitglieder, der Präsident, der Vizepräsident, ein Schatzmeister und ein Schriftführer wurden gewählt. Weitere Personen im Vorstand waren für eine effektive Vereinsarbeit notwendig. So zum Beispiel für die Materialbeschaffung, Einholen von Genehmigungen usw. Eine Satzung wurde erarbeitet, eine Geschäftsordnung beschlossen. Das Logo wurde aus dem Jahr 1956 übernommen: "HCV" + "Möhrenkönig". Auf der Beratung des HCV Ende März wurden folgende Bürger für den Vorstand vorgeschlagen: Roland Conrad, Alban Günther, Hans- Gerd Adler, Rudi Bader, Uta Schubert, Martina Wenisch, Marie Theres Nolte, Karl- Josef Schiefele, Helmut Rosenthal. Zum Präsienten gewählt wurde der Vollblutkarnevalist Hans- Gerd Adler. Er engagierte sich 17 Jahre beim Uderschen Karnevalsverein (UCV), liess sich zu den dortigen Wahlen am 25. März nicht mehr aufstellen. Schweren Herzens nahm er Abschied vom UCV, um nun in seinem Wohnort Heiligenstadt im Karnevalsverein mitzuarbeiten.1999 schied Herr Adler aus gesundheitlichen Gründen aus dem Verein aus. Die Präsidentenaufgaben wahrzunehmen, erklärte sich nun Volker Lamprecht bereit. Er war dem Publikum aus den vergangenen Jahren durch gelungene Bühnenauftritte bereits bestens bekannt. Die Hoffnung dieser Tage - altes und Bewährtes auch in Heiligenstadt wieder zu neuem Leben zu erwecken - hat sich, wie wir wissen, erfüllt. Quelle: Eichsfelder Wochenblatt vom 31.03.1994 u.a. |